Nachdem ich jemanden kenne der bei einem grossen Bremsbelaghersteller arbeitet (unter anderem Erstausrüster für einen sehr renommierten deutschen Autohersteller), habe ich den mal zum Thema Kupferpaste kontra Keramikschmiere befragt.

Ich zitiere:
Eigentlich gibt es nicht wirklich etwas Negatives zur Kupferpaste zu sagen, da sie ja auch schon seit Jahrzehnten mit Erfolg verwendet wird! Bei uns jedenfalls "fast immer" und immer noch!!!!
Den im WEB kursierenden Text (den meines Wissens auch TEXTAR mal veröffentlichte) hatte ein Ing. verfasst und an den VDI gegeben!
Bei der Geräuschbeseitigung hat die Kupferpaste immer noch erheblich Vorteile gegenüber dem Keramischen Zeug!! Die "Neuen Sachen" haben nur auf Langzeit kleinere Vorteile, aber bis die sich bemerkbar machen, hat der "normal Sterbliche" schon min. 2x die Beläge gewechselt!

Ende des Zitats

Anfänglich standen dazu auch andere Informationen im Netz, doch inzwischen wurde das offenbar relativiert
http://www.textar.de/userfiles/temp_download_technicx_de/CERA%20TEC%20VS%20Kupferpaste.pdf

Zustimmen würde ich den darin enthaltenen Formulierungen
"Bei ÜBERMÄSSIGEM bzw. FALSCHEM Einsatz KÖNNEN die Metallpartikel zu Fehlfunktionen führen."
Und, viel wichtiger
"Kupfer und Aluminium reagieren elektrolytisch miteinander (wie eben alle Paarungen unterschiedlicher Metalle), dadurch kommt es zu einer Art Korrosion…."

Die Spannungsreihe der Elemente dazu gibt's in der Elektrochemie  (muss kein Metall sein; Quelle: Fraunhoferinstitut):
    
Metall;    Normalpotential [V] bei 25 °C

Li;
K;
Ca;
Na;
Mg
Al;
-3,01
-2,92
-2,84
-2,71
-2,38
-2,34
  Mn
  Zn;
  Cr;
  Fe;
  Cd;
-1,05
-0,76
-0,71
-0,44
-0,40
  Co;
  Ni;
  Sn;
  Pb;
  H2;
-0,28
-0,23
-0,14
-0,13
 0,00
  Cu;
  Ag;
  Hg;
  Au;
  Pt; 
+0,34
+0,80
+0,80
+1,36
+1,60



    
Grob lässt sich sagen:
Je höher die Spannungsdifferenz zwischen den beteiligten Metallen, desto schlimmer rostet es. Das muss nicht immer die braune, vom "Eisen" bekannte Form sein. Bei Aluminium ist es oft eine weisse Substanz.
Umgekehrt macht man eine Tugend daraus: Stopft man die unterschiedlichen Metalle in ein gemeinsames Gehäuse, achtet darauf dass sie sich nicht berühren und schüttet einen Elektrolyten dazu, hat man ein galvanisches Element das sich volkstümlich "Batterie" nennt. Am bekanntesten dürften Zink/Kohle Elemente sein. Die sind als normale "Trockenbatterien" im Handel. Dabei wird das unedle Element abgebaut.
Ist das Teil so beschaffen, dass sich der Vorgang umkehren lässt handelt es sich beispielsweise um eine "Autobatterie" (Blei-Akku)

Das kann man auch selber machen:
Man "schmiert" die Stehbolzen am Zylinderkopf mit Cu-Paste und schraubt den Auspuffkrümmer dran. Da sind dann 3 bis 4 Elemente beteiligt: die Schraube aus Stahl (Fe -0,44), der verchromte Krümmer (Cr -0,71), der Kopf (Al -2,34) und die Paste (Cu +0,34). Als Elektrolyt verwenden wir Spritzwasser von der Strasse. Ideal ist das im Winter wenn der Streusalzgehalt dazu kommt.  Und schon korrodiert das ganze Zeug fröhlich vor sich hin. Wahrscheinlich wird es mal unterbrochen weil vielleicht das Aluminium(x)oxid (oder was immer da entsteht) nicht leitend ist und sich die Cu-Paste anderen Partnern zuwendet, aber es korrodiert mehr als wenn das Cu-Zeug nicht dort wäre!  Etwas Schutz bietet das Fett in dem die Cu-Partikel eingelagert sind. Es mindert den direkten Kontakt zwischen den Metallen :-)

Weshalb schmiert man es dann gerade an die Bremsen?
Cu hat nun auch mal bei sehr hohen Temperaturen sehr gute Schmiereigenschaften. Deshalb soll's auch nur zwischen Belagträgerplatte und den Bremskolben! Hier ermöglicht es eine Relativbewegung und dämpft die Schwingungen (verhindert das Quietschen)

Hinweis 08/2008:
Peter R. berichtet, dass ATE bei einem Seminar den Einsatz von Kupfer-/ Keramikpasten bei Scheibenbremsen als nicht optimal deklariert hat und zum partikelfreien Plastilube (von Teroson/Henkel) rät.

Mein derzeitiger Wissensstand:
LUCAS und JURID und BREMBO haben nix gegen Keramikschmiere. Mit CU-Paste gab es wohl mal Probleme mit ABS Gebern (s.o).
Meine, nicht belegbare Vermutung:
Da hat jemand zu viel von dem CU-Zeug angewendet und sozusagen den Geber eingeschmiert, jetzt will man sichergehen. Das Keramikzeug wird offenbar trocken und bröselt dann ab (vor oder nach dem fälligen Belagwechsel :-)?). Plastilube hat, in meinen Augen, einen gravierenden Nachteil: Das Zeug ist im Gebinde nur 24 Monate haltbar. Meine Tube CU-Paste hält sich seit 20 Jahren, die Keramikschmiere seit etwa 8 Jahren.
Ob die Aussage von ATE nur unter die Rubrik "Citroen empfiehlt Total", also "der Eine sagt so, der Andere so" einzuordnen ist weiss ich nicht.
Mein VW hatte ab Werk CU-Paste an den Belägen obwohl VW seinen Werkstätten CU-Paste untersagt! Wie also soll ich das einordnen?. Persönlich verwende ich (sparsam!) CU-Paste und ausschliesslich an den Bremsbelägen. Helfe ich mal einem Freund frage ich ob er CU oder Keramik verwenden will. Alle haben sich bisher für "was nimmst Du denn" entschieden.