Gaston Rahier während der PD 1987
Gaston Rahier während der PD 1987
Als die Motorräder im Endurosport Ende der siebziger immer leichter wurden und sich die Boxermotorräder nicht mehr abspecken liessen, suchte BMW ein neues Off-Road Betätigungsfeld. Glücklicherweise wurde zur gleichen Zeit der Rallyesport populär, vor allem die Rallye Paris-Dakar. Diese sogenannten "Raid Rallyes" verlangten nicht nach federleichten Zweitaktern mit kleinen Tanks - ganz im Gegenteil! Die schweren BMW's mit ihren kräftigen Motoren und großen Tanks waren klar im Vorteil, lange Etappen durch wüstenartiges Gelände verlangten nach einer besonderen Art Motorrad. Schon bei der ersten Ausgabe der bekannten Paris-Dakar war ein BMW-Boxer dabei, eingesetzt vom französischen Importeur BMW-France. Vorbereitet wurde die Maschine von Herbert Scheck. Obwohl sich Jean Claude Morellet (alias Fenouil) sehr gut schlug, fiel er am Ende durch einen aufgeschlagenen Ventildeckel aus. 1980 erkannte auch BMW kurzfristig den Wert einer solchen Veranstaltung und nahm nun auf Drängen von BMW-France mit offiziellem Werkseinsatz an der Rallye Paris Dakar teil. Zum Einsatz kamen zwei seriennahe 800 G/S, die wiederum von Herbert Scheck präpariert wurden. Der Motor leistete 55 PS und am Fahrwerk waren die Federwege ordentlich verlängert worden. Als Fahrer stellte man neben Fenouil erstmals Hubert Auriol vor. Die beiden mussten sich gegen eine Armada XT-500 durchkämpfen und Auriol lag lange auf einem aussichtsreichen zweiten Platz, als man ihn wegen unerlaubter Hilfeleistung nach einem Getriebeschaden aus der Wertung nahm. Fenouil wurde fünfter.

Hubert Auriol 1981
Hubert Auriol 1981
1981 war es dann endlich soweit: Auriol gewann auf einer diesmal von HPN vorbereiteten BMW die mittlerweile prestigeträchtige Rallye Paris-Dakar. Fenouil wurde Vierter. Eine dritte HPN-BMW, gefahren von B. Neimer, wurde Siebter. Herbert Scheck nahm mit einer privat aufgebauten BMW teil, schied aber nach Verletzung aus.
1982 war ein Unglücksjahr für BMW, was die Rallye PD betraf: wegen großer Probleme musste BMW die Rallye vorzeitig beenden. Allerdings gewann man in diesem Jahr zum dritten Mal die Pharaonenrallye. Zum 60. Geburtstag des BMW-Boxers, 1983, gewann Auriol abermals die PD, ebenso wie die Baja California - ein schönes Geburtstagsgeschenk für's Werk! Und doch wurde es für Auriol auf der PD kurzfristig eng, als ein sogenannter Gaston Rahier ihm mit einer privat eingesetzten BMW um die Ohren fuhr, bevor er mit Defekt ausschied.

Gaston Rahier 1984 mit dem PD-Replika
Gaston Rahier 1984 mit dem PD-Replika
1984 konnte man Rahier für das Werksteam gewinnen und er revangierte sich auf Anhieb mit einem Sieg vor Auriol. Im gleichen Jahr brachte BMW die für jedermann käufliche R 80 G/S Paris-Dakar als Sonderserie heraus, den Doppelsieg geschickt als Werbung nutzend.
1985 siegte Rahier erneut, aber unter erschwerten Umständen. Auriol hatte zu Cagiva gewechselt und machte ihm das Leben schwer. In den folgenden Jahren wurde die japanische Konkurrenz immer stärker und bei BMW blieben die Erfolge aus. Die Konsequenz war, daß das Werk sich offiziell aus dem Rallyesport zurückzog. Vor allem die PD war mit ihren vielen schweren Unfällen zunehmend in Frage gestellt worden.

HPN-BMW
HPN-BMW
Interssierte Privatfahrer konnten sich jedoch bei HPN immer noch eine R 80 G/S PD-Replika kaufen und wurden von BMW finanziell unterstützt. In den folgenden Jahren waren es also die Privatfahrer, die mit Werksunterstützung auf diversen BMW's für Aufmerksamkeit sorgten. So wäre u.a. Jutta Kleinschmidt zu nennen, die 1988 erstmals bei der PD teilnahm. 1992 gelang ihr der große Durchbruch, als sie mit einer fast serienmäßigen R 100 GS 23. wurde und die Frauenwertung für sich entscheiden konnte.

Jutta Kleinschmidt 1992 auf der PD
Jutta Kleinschmidt 1992 auf der PD
Sicherlich tat BMW gut daran im richtigen Moment auf ein Werksteam zu verzichten, zumal das Image der Rallye PD schon schwer am bröckeln war. Dennoch haben gerade die großen Rallyeerfolge der 80er der BMW-GS Serie zu dem Ruf geholfen, der ihnen bis heute anhaftet: eben daß es sich um unverwüstliche Fernreise-Enduros handelt.
übrigens: als Hubert Auriol 1998 die Organisation der PD in die Hand nahm und die Devise ausrief: "Zurück zu den Wurzeln, die Dakar muss wieder ein sportliches Abenteuer werden", sah BMW wieder seine Chance mit Rallyeerfolgen für seine Motorräder zu werben. Mit vier F 650 RR nahm BMW wieder mit einem Werksteam an der Rallye teil. Und als sich das Image der Rallye wieder zum Guten wendete und auch Erfolge nicht ausblieben, durfte auch ab 1999 (erstmals bei der Tunesien Rallye) wieder ein (Vierventil-)Boxer an den Start.