Viele Lager wechsle ich selber und habe dazu einige kleine Hilfswerkzeuge gebaut. Es kommen ständig Teile dazu. Warum, müsste jedem bei der Beschreibung eines Falles deutlich werden.
Aktueller Fall:
Die Gummilagerbuchse im Kardangehäuse der 1100GS für das hintere Federbein soll getauscht werden.
Das eigentliche Gummiteil ist zwischen zwei Rohrstücke vulkanisiert. Das Innere hat einen di von 10mm, das Äussere einen Da von 22mm.
Eine Methode besteht darin eine stabile Schraube M10 (also keine aus dem Baumarkt) als Zuganker zu verwenden.
Für die eine Seite wird eine dicke Scheibe mit Untermass angefertigt (Da 21…21,5; ~3dick; grün dargestellt). Auch deren Bohrung sollte nur knapp über die Schraube passen (di~ 10,1). Sie wird also leicht (bis "gerade noch“) durch die Montagebohrung passen aber grösser sein als der Innendurchmesser des äusseren Rohrstücks des "Gummilagers“.
Auf der anderen Seite brauchen wir ein Stück Rohr (gelb/rosa dargestellt) mit einem Innendurchmesser (di 22,3….23) und zwar etwa so lang, dass das "Gummilager“ hineinpasst. Dazu eine Scheibe die so gross sein muss, dass sie das Stück Rohr abdeckt. Dafür eignen sich Scheiben für Holzverbindungen nach DIN440 oder einfach ein Stück Flachstahl mit einem passend gebohrten Loch.
So, eine Mutter drauf und das Ganze zusammengeschraubt. Die Schraube M10 wird recht gut durch die Lagerbuchse zentriert, die kleine angefertigte Scheibe hat auf der Schraube auch nicht viel Luft.
Auf der Seite der Mutter stützt sich das "gelbe“ Rohr am Kardangehäuse ab (nach Augenmass zentrieren), und lenkt mit der grossen Scheibe die Kraft die an der Schraube auftritt auf dieses.
Entweder reisst die Schraube oder das Lager löst sich. Anwärmen nützt auf jeden Fall. Das AL-Material des Kardans dehnt sich stärker als der Stahlmantel der Gummilagerbuchse und die Chose lockert sich.
Beim Kardan der 1150 könnte die Passbuchse mit der das hintere untere Dämpferauge geklemmt wird fest sein und raus müssen).
Bei der 1150 steht auf einer Seite nicht genügend Platz zur Verfügung (blass angedeutet) um die lange Schraube einstecken zu können. Da hilft nur eine Gewindestange (anstelle der Schraube) die von der zugänglichen Seite durchgeschoben wird und auf der dann zwei Muttern gekontert werden (Bild 1 oben)
Die ganz schnelle Methode (Bild 2):
Man verwendet gleich eine lange Gewindestange (hier M10) und ein halbwegs darüber passendes Rohr (z.B. 16 x 2,5; 400…500mm lang). Dazu braucht’ s noch einen schweren Kotz mit einer Bohrung durch die das Rohr passt (hier D = 18mm). Ich habe da mal durch einen Stahlklotz mit 5 Kg einige unterschiedliche Löcher gebohrt. Symmetrie ist, in weiten Grenzen nicht erforderlich. Alle Masse sind sehr grosszügig toleriert.
Die spezielle "grüne“ Scheibe ist allerdings auch hier notwendig.
Auf beiden Seiten genügt je eine Mutter die auch nur mit der Hand angezogen zu werden braucht.
Jetzt den Klotz ruckartig aus Richtung Kardan (einige Male) gegen die grosse Scheibe/ Flacheisen geknallt, und das "Gummilager“ ist ausgebaut. (Erwärmen schadet auch hierbei nicht). Als äusserst günstig hat es sich erwiesen die Finger nicht zwischen Klotz und Scheibe zu bringen.
Der Einbau ist an den Bildern zu sehen. Die Eiligen schmieren das neue Lager gut und klopfen es mit dem Hammer rein. Hierbei ist eine Zwischenlage aus Hartholz optimal. Neumodische Menschen verwenden harten Kunststoff.