Kaltlaufanhebung / Seilzugverteiler einstellen

 

 

Wie funktioniert die Sache mit Gaszügen, Seilverteiler und Kaltstartanhebung?

Die Komponenten

Gasgriff

Gaszug01t
Gaszug01t

Beim Drehen am Griff wird ein Seilzug um eine Scheibe gewickelt. Damit der Zug sauber geführt wird, hat diese Scheibe eine umlaufende Rille.

Kaltlaufanhebung
Der Starterzug wird mit einem separaten Hebelchen bewegt. Im Vergleich mit dem Gaszug ist der Hub nur gering. Etwa auf halbem Weg ist eine Raststellung eingebaut. Der volle Hebelweg dient nur zum Start bei grosser Kälte und muß dabei festgehalten werden.

Seilzugverteiler
Der Seilzugverteiler verteilt die Bewegungen von Gas- und Starterzug auf die beiden Drosselklappen.
Die ersten 4V-Qe waren noch ohne Verteiler. Hier führten Gaszug und Starterzug zu einem Drosselklappenteil. An diesem war auch der Seilzug für das zweite Drosselklappenteil angelenkt.

Drosselklappen
Die Drosselklappen bestimmen den Öffnungsquerschnitt der Ansaugstutzen.

Die Funktion
Ganz am Anfang: Die Zeichnung zeigt nur das Schema. Technisch ist das Ganze etwas anders ausgeführt.

Gaszug01n
Gaszug01n

Beginnen wir mit dem Gasgriff.
Dreht man an ihm, so wird das Seil des Bowdenzuges um die Seilscheibe des Gasgriffs gewickelt, zieht am unteren Arm des Verteilerkreuzes und bewegt dieses im Uhrzeigersinn um seinen Drehpunkt.
Die beiden wagrechten Arme des Verteilerkreuzes ziehen ihrerseits an den Seilen zu den Drosselklappen (DK) und öffnen diese gleichmässig. Ob die DKs synchron zueinander eingestellt sind ist eine andere Frage!
Der obere Arm des Verteilerkreuzes bewegt sich zwar, bewirkt aber nichts, weil der Draht (!) des Kaltstartzugs nicht fest an ihm angebracht, sondern nur durch ein „Loch“ in ihm geführt ist.
Die Rückstellung erfolgt über Drehfedern an den Drosselklappen der Drehkraft am Gasgriff „gegenziehen“.

Sehen wir uns den Kaltstarthebel an:
Betätigt man ihn, so zieht der Draht am oberen Arm des Verteilerkreuzes und bewegt dieses im Uhrzeigersinn um seinen Drehpunkt. Der Draht hat, hinter dem „Loch“ eine Verdickung, kann also am Arm ziehen. Diese Mimik hat relativ viel Reibung und etwa in der Mitte des Verstellweges eine Raste, geht also nicht selbstständig in ihre Grundstellung zurück.
Die Kaltstarteinrichtung macht also nichts ausser „ein bisschen“ Gas zu geben. Mit dem Choke eines Vergasers hat es zwar von der Bestimmung her, nicht aber von der technischen Ausführung zu tun.
Die Rückstellung erfolgt manuell. Falls man es vergisst läuft der Motor nur mit erhöhter Leerlaufdrehzahl nicht aber fetter wie beim Choke.
Um zu verstehen wie sich die Einstellungen an den einzelnen Komponenten auswirken sollen zuerst die Funktionen erklärt werden.
Der Gasgriff und der Hebel für die Kaltlaufanhebung wirken auf den Seilzugverteiler. An letzterem sind die Gaszüge angelenkt.

Die Funktion der Drosselklappen ist an anderer Stelle ausführlich erklärt (siehe Links am Ende des Beitrags).

Einstellen
Ist der Gaszug gelängt (warum auch immer) oder läuft der Motor mit insgesamt zu niedriger Leerlaufdrehzahl, sonst aber synchron, so sind offenbar auch einige Mechaniker versucht die Drehzahl zu erhöhen indem sie an der Einstellschraube am Gasgriff schrauben. De facto wird dadurch die Hülle des Bowdenzuges länger. Anfang und Ende der Hülle liegen zwischen Fixpunkten. Das Seil hat eine feste Länge doch muss es eine längere Hülle auffüllen. Also wird es eingezogen. Auf der Griffseite ist ein Anschlag. Folglich wird das andere Ende ein Stück in die Hülle gezogen und das Verteilerkreuz so gedreht als würde man Gas geben. Das lässt sich so weit fortsetzen bis die Grundstellung des Kreuzes so weit verdreht ist, dass die (nicht justierbare) Kaltstarteinrichtung wirkungslos wird.
OK, aber brüllt dann nicht der Motor im Leerlauf wenn schon derart viel Gas  gegeben wird.
Nicht unbedingt. Zum einen kann sich der Primärzug schon derart gelängt haben, dass es „nötig“ wurde die Justierschraube derart weit heraus zu schrauben. Das leider zu Lasten der Kaltstarteinrichtung!
Zum Anderen lassen sich ja auch die beiden Sekundärzüge einstellen. Mit deren Stellschrauben lässt sich der überschüssige Weg des Primärzuges ausgleichen..
Nur die Kaltstarteinrichtung bleibt auf der Strecke…

Wie geht es richtig?

Gaszug06t
Gaszug06t
Gaszug07t
Gaszug07t

Die Drosselklappenanschläge nehmen wir als korrekt eingestellt an (beschrieben bei „Synchronisieren 1..3“).
Die Züge sind alle korrekt eingehängt und speziell die Seilscheiben der DK sind rundum dreckfrei, die Zündung ist aus.
1 Wir stellen den Primärzug und den Sekundärzug 1 (egal welchen man nimmt) so ein, dass sich die Seilscheibe „seiner“ DK nach wenigen Grad Drehung am Gasgriff zu bewegen beginnt. Wie viele Grad dies sind (=Leerhub) ist Geschmacksache. Ich bevorzuge relativ viel, weil ich dann beim ganz langsamen „Herumeiern“ nicht aus Versehen Gas gebe, die Rennfahrer unter uns möglichst wenig, zugunsten der „Unmittelbarkeit“.

K-Seilzug3t
K-Seilzug3t
K-Seilzug4t
K-Seilzug4t

2 Wir kontrollieren die Kaltstarteinrichtung. Wird deren Hebel betätigt muss sich auch hier nach wenigen Grad die DK1 bewegen. Ist dies nicht der Fall, so muss der Primärzug verkürzt (Schraube IN den Griff) und der Sekundärzug verlängert (Schraube AUS dem Gewinde am DKS) werden.
3 Der Sekundärzug 2 wird grob synchron zu Sekundärzug 1 gestellt.
4 Jetzt startet man den Motor und stellt fein ein. Das geht nur mit einem exakten Synchrotester (z.B. Schlauchwaage). Sind die beiden Sekundärzüge exakt zueinander eingestellt so darf sich im Idealfall am Synchrotester überhaupt nichts tun wenn man Gas gibt.

Bleibt also noch die tatsächliche Ausführung des  Seilzugverteilers

Gaszug02n
Gaszug02n
Gaszug03n
Gaszug03n

Er besteht im Prinzip nur aus einem Rädchen mit zwei nebeneinander liegenden, umlaufenden Nuten. Dieses wird vom Gaszug teilweise umschlungen.
Dreht man am Gasgriff, zieht man das primäre Gasseil aus dem Verteiler und das Rädchen dreht sich. In der "zweiten Etage“ des Verteilers sind die sekundären Gaszüge um je 180° versetzt eingehängt. Dreht sich das Rädchen, so werden die sekundären Gasseile diese aufgewickelt und bewegen die Drosselklappen.
In der Draufsicht sind die Wickelradien der sekundären Gaszüge nur aus Darstellungsgründen kleiner gezeichnet. Praktisch sind sie identisch mit denen des Primärzuges. In der Grundstellung liegt eine Nase des Rädchens an einem Anschlag an.

Gaszug04n
Gaszug04n
Seilvert11GS-97-03t
Seilvert11GS-97-03t

Die Kaltlaufanhebung wirkt parallel zum primären Gaszug. Wie bereits erwähnt, ist sie nicht als Seil sondern als Draht ausgeführt. Betätigt man den Hebel, so dreht auch sie am Rädchen des Seilzugverteilers "gibt also etwas Gas“.
Der primäre Gaszug wird nur etwas gelockert und hebt sich etwas aus seiner Nut des Seilzugverteilers.
Doch müsste die Kaltlaufanhebung, wäre sie wie die Gaszüge fest eingehängt, jedes Mal wenn kräftig Gas gegeben wird eine Menge "Zuglänge“ "irgendwo“ unterbringen bzw. würde beim Gasgeben immer zurückgeschoben. Deshalb ist sein Ende nicht fest am Rädchen befestigt sondern mit dem Draht wird der Anschlag geringfügig verstellt und „das Gas kann nicht ganz zurück“. Dreht man am Gasgriff, so hebt sich die Nase vom Anschlag.

 

 

 

 



Links
4V Synchronisieren 1: die Theorie