Einer der häufigsten Defekte an den 2-Ventilern (zumindest was die Elektrik betrifft) ist ein defekter Lichtmaschinenrotor. Das gemeine an diesem Defekt ist, daß er sich NICHT durch das Aufleuchten der Ladekontrolllampe bemerkbar macht. Die Lampe bleibt dunkel und irgendwann bleibt das Motorrad stehen, da man nur auf Batteriestrom fährt und die Lichtmaschine keinen Strom liefert.
Trotzdem gibt es meist ein Indiz für diesen Defekt: die Ladekontrollleuchte brennt auch nach Einschalten der Zündung VOR dem Motorstart nicht mehr. Vermutet man einen Defekt am Lichtmaschinenrotor, kann man ihn recht einfach testen. Zuerst muss die vordere Motorabdeckung abgeschraubt werden (zwei Inbusschrauben) und sofort lacht einem die Lichtmaschine ins Gesicht. Nun zieht man an der Lichtmaschine die beiden oberen Stecker der Schleifkohlen des Rotors ab und verbindet sie mit einem Stück Draht. Wenn jetzt beim Einschalten der Zündung die Ladekontrollleuchte brennt, ist der Rotor defekt! Zur endgültigen Sicherheit kann man an den Rotorschleifringen (bei abgezogenen Schleifkohlensteckern!) den Widerstand messen. Er sollte etwa zwischen 3 - 3,6 Ohm betragen. Misst man keinen Widerstand, so ist die Wicklung des Rotors unterbrochen (häufigster Defekt), misst man einen GERINGEREN Widerstand, dann hat die Wicklung irgendwo einen Kurzschluß (in diesem Fall brennt die Ladekontrolleuchte beim Einschalten der Zündung, aber sie brennt eventuell trotzdem beim laufenden Motor nicht).
Hat man den Rotor als übeltäter ausgemacht, muss man ihn austauschen. Das Original-BMW-Teil ist sündhaft teuer und hält meist nicht sehr lange. Besser sind neu aufgebaute Rotoren aus dem Zübehörhandel (z.B. von Wunderlich). Diese zeichnen sich in der Regel durch eine längere Lebensdauer aus und kosten zudem meist nur die Hälfte des Originals. Zum Ausbau: zuerst muss man beide Pole der Batterie abklemmen. Nun kann man die äussere Wicklung der Lichtmaschine ausbauen (Stator). Dazu alle Stecker am Stator abziehen (aber bitte vorher notieren, wo sie aufgesteckt waren - oder ein Foto machen). Der Stator ist mit drei Inbusschrauben befestigt. Meist sitzt er etwas fest! Wenn er sich nicht löst, kann man leicht mit einem Gummihammer dagegen schlagen oder man hebelt ihn vorsichtig am unteren Ende mit einem breiten Schrubendreher heraus. Vorsicht: beim Abnehmen des Stators nicht die Schleifkohlen verkanten, da sie sonst abbrechen können. Nun sieht man den Rotor vor sich.
Um den Rotor zu entfernen, muss man sich einen Abdrücker anfertigen. Er sollte einen Durchmesser von 6mm haben und MUSS aus gehärtetem Stahl bestehen. Was die Länge des Abdrückers angeht, so habe ich meist 50mm gehört, oft aber auch 55mm. Als Kompromiss habe ich meinen Abdücker 52mm lang gemacht :-). Ich benutzte dazu einen 6mm HSS-Bohrer, den ich einfach abgeflext und abgerundet habe. Nun schraubt man die Inbushalteschraube vorne aus dem Rotor heraus (wenn der Rotor sich mitdreht, einen Gang einlegen), steckt den Abdrücker in das Schraubenloch, dreht die Halteschraube wieder hinein und zieht sie vorsichtig an. Meist löst sich der Rotor jetzt schon. Tut er es nicht, so kann man ihn mit einem trocken Hammerschlag auf die unter Spannung stehende Schraube lösen. Die Schraube NICHT "zuwürgen" - das bringt nichts!
Der Zusammenbau erfolgt logischerweise in umgekehrter Reihenfolge. Bei der Montage des Stators darauf achten, daß die Schleifkohlen nicht beschädigt werden. Hat man wieder alles montiert und die korrekte Montage der Stecker überprüft, sollte die Lichtmaschine wieder Strom liefern. Als Abluschlußtest kann man die Ladespannung der Lichtmaschine bei laufendem Motor an der Batterie messen: sie sollte mindestens 13,5 Volt betragen (ab 2000 U/min).