Ein ausführlicher Beitrag über Fehler und Reparatur


Vorab:
Empfehlenswert ist hierzu die parallele Lektüre von Detlev Päslers Beitrag zum Anlasser der 2V. Nachdem die 2-V und die 4-V Qe den prinzipiell gleichen Anlassertyp VALEO D6Rxxx verwenden sind die Arbeiten so ähnlich, dass eine doppelte Beschreibung sinnlos wäre
Die Funktion ist demnächst in „Anlasser, Funktionsweise“ erklärt.
Einige Rohbilder sind von Schiedi

Problembeschreibung:
Einige Tests zu diesen Problemen sind bei „4V Anlasser testen“ (Link s. unten) beschrieben
Symptom: Der Anlasser tut nix:
Vermutliche Ursache: Batterie leer.
Symptom: Beim Startversuch ist nur ein leises „Klack“ zu hören
Vermutliche Ursache: Da wird wohl die Batterie fast leer sein und schafft es gerade noch das Relais anzuziehen
Symptom: Beim Startversuch ist nur ein Surren zu hören
Vermutliche Ursache: Freilaufeinrichtung wird nicht korrekt betätigt
Symptom: Der Anlasser rattert aber es klingt nicht als würde er den Motor drehen
Vermutliche Ursache: Batterie zu schwach.
Vermutliche Ursache: Kabelbaumproblem
Vermutliche Ursache: Anlassrelais
Vermutliche Ursache: Lager der Anlasserwelle ausgeschlagen
Symptom: Der Anlasser legt verzögert los, u.U. hilft nur mehrmaliges Betätigen des Starterknopfes oder es klingt auch nach dem Anlassen „etwas seltsam“:
Vermutliche Ursache: Mimik des Umlenkhebels schwergängig / fest
Vermutliche Ursache: Freilaufeinrichtung schwergängig / fest
Vermutliche Ursache: Motor defekt
Abhilfe in allen Fällen bei denen eine schwache Batterie ausgeschlossen ist:
Naja, was schon. Ausbauen, nachsehen und instand setzen!
ACHTUNG: DIE BATTERIE MUSS vor Reparaturbeginn ABGEKLEMMT SEIN!

An01t.jpg
An01t.jpg
An02t.jpg
An02t.jpg




Bild01 und Bild02 zeigen einen ausgebauten Anlasser






An46t.JPG
An46t.JPG
An05t.jpg
An05t.jpg




Bild04 das abgenommene Flanschteil

Bild05 den Rest



Generell:
Wichtig ist es, an den Kupferteilen ein die Korrosion verhinderndes Fett/Öl zu verwenden (Vaseline, Ballistol). An den anderen Schmierstellen ist Haftvermögen wichtiger als Schmierfähigkeit in Extremsituationen. Schliesslich bewegt sich der Anlasser relativ selten und auch nur kurzzeitig. Somit braucht das Fett eine lange aber nicht sehr hohe Schmierfähigkeit und eine geringe Schmutzaufnahme (Silikonfett)
 
Die Einrückmimik (Hebel und Anker des Magnetschalters) ist total verdreckt oder korrodiert

An06t.jpg
An06t.jpg
An09t.jpg
An09t.jpg

Bild06 legt die Funktionsweise dar.
Wird der Startknopf gedrückt, zieht der Magnetschalter des Anlassers seinen Kolben zurück, schiebt dadurch mit dem Ausrückhebel das Anlasserritzel nach vorne in den Zahnkranz der Schwungscheibe und schliesst nebenher den Stromkreis des Anlassermotors
Bild09 zeigt den Anlasser wenn das Gehäuse des Magnetschalters abgenommen UND die Achse des Ausrückhebels entfernt sind.

An10t.jpg
An10t.jpg


Bild10 so sieht das bei abgenommenem Magnetschaltergehäuse UND entfernter Ausrückhebelachse aus.

An11t.jpg
An11t.jpg



Bild11 das Gehäuse des Magnetschalters macht ebenfalls einen etwas verwanzten Eindruck





An12t.jpg
An12t.jpg
An44t.JPG
An44t.JPG


Die Einzelteile in gereinigtem Zustand.







An45t.JPG
An45t.JPG


Beim Magnetschaltergehäuse ist der "Innenraum“ wichtig!


An13t.jpg
An13t.jpg








Bild13 Alles wieder (zu reichlich gefettet) zusammengebaut.



Die Lager der Achswelle sind total ausgeschlagen.
Die Anlasserwelle eiert und greift nicht mehr sauber in die Verzahnung des Zahnkranzes auf dem Schwungrad.
Hier ist die Abhilfe relativ einfach. BMW bietet einen Reparatursatz an

An39t.JPG
An39t.JPG
An42t.JPG
An42t.JPG
An47t.JPG
An47t.JPG


Das Aus- und Einpressen ist relativ einfach. Man braucht einen Ring (Rohrstück) der etwas grösser (grosse Nuss), und einen zweiten Ring (Zapfen) mit einem der etwas kleiner ist als der Aussendurchmesser des auszupressenden Lagers. Stellt man den grossen Ring auf eine ebene Unterlage, und platziert das auszupressende Lager mittig darüber, so kann man den kleineren Ring aufsetzen und das Lager mit Z.B. mit einer Säulenbohrmaschine herauspressen
Das kleinere Lager an der Spitze des Flanschteils ist an einigen Stellen verstemmt. Mit „etwas“ Kraftaufwand beseitigt das alte Lager dieses Hindernis selbsttätig. Nach dem Einbau des neuen Lagers dieses wieder auf die gleiche Weise sichern (schräg angesetzter Durchschlag, besser ein Stempel aus dem Werkzeugbau).
 
Die Kontaktierung des Motors hat Probleme
Hierzu muss man an die Halteplatte der Kohlebürsten.
Sind die Schächte der Schleifkohlen total verdreckt oder die Kohlen bereits sehr weit abgeschliffen, so gehören sie erneuert und die Schächte gereinigt. Jegliche Sorte Fett / Schmiermittel hat in dieser Gegend überhaupt nichts zu suchen! Diese Tätigkeit ist zur Not möglich ohne den Anlasser auszubauen. ABER: BATTERIE ABKLEMMEN!

Dazu die Beschreibung von JoerchS
<< Die Platte ist superspröde und knackt bei der kleinsten ungleichmäßigen Belastung/Spannung an unterschiedlichen Stellen weg. Wer also in die Verlegenheit kommt, das Ding abbauen zu müssen (z.B. um zu sehen was drunter ist, oder um den Rotor auszubauen), hier meine Tipps, basierend auf zwei zerstörten und einer intakt aus- und wieder eingebauten Platte:
Die Platte wird auf zwei Arten auf dem Statorgehäuse gehalten: Durch den Gehäusedeckel (mit den zwei aussenliegenden Muttern) und über die Feder, die auch die Kohlebürsten auf die Schleifkontakte des Rotors drückt. Beim Ausbau daher folgende Reihenfolge beachten:

An30t.JPG
An30t.JPG

1) 2 Muttern abschrauben

An32t.JPG
An32t.JPG

2) Gehäusedeckel abziehen. Wenn´ s nicht flutscht (Was es beim ersten Öffnen kaum tun wird), vorsichtig umlaufend mit Schraubendreher anheben. Dabei unbedingt darauf achten NUR den Deckel und nicht die Platte anzuheben!
3) Mit einer langen dünnen Zange (Flachrundzange, gerne gekröpft) die beiden Federarme vorsichtig nacheinander von den Kohlen abheben, etwas verdreht seitlich auf der Halteplatte ablegen, Kohlen mit Abdeckplättchen raus und den Federarm wieder in die Ursprungsposition zurücklegen (um die Spannung aus der Feder zu nehmen).

An33t.JPG
An33t.JPG

4) Die Feder ist in der Mitte (zwischen den Windungen) in einer Nase in der Rückwand des Statorgehäuses eingeklemmt (und hält damit die Platte auf dem Gehäuse).

An31t.JPG
An31t.JPG

Direkt darüber liegt eine Verstärkungsnase de Halteplatte so dass es aussieht als wäre die Feder nur unter diese geklemmt. Mit einem dünnen Schraubendreher und durch Druck auf die Federwindungen vorsichtig aushängen. Danach lässt sich die Halteplatte einfach abnehmen (im Bild wurden vergessen die Kohlen vorher herauszunehmen)!
5) Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge, beginnend mit
Aufsetzen der Halteplatte auf dem Statorgehäuse und "händisches Fixieren" so, dass kein Abstand zwischen Platte und Gehäuse entsteht. So lässt sich die Feder einfach bis über die Haltenase des Statorgehäuse schnappen. Die Platte müsste jetzt schon wackelfrei auf dem Gehäuse fixiert sein.
Der Rest läuft rückwärts wie oben beschrieben: 4-3-2-1! >>
soweit JoerchS
 
Rotor

An37t.JPG
An37t.JPG

Sind die Kohlen „herunter“ oder die Schächte total verdreckt, so ist es ratsam auch die Kommutatorlamellen des Rotors zu betrachten. Auf jeden Fall sind sie zu reinigen (Feuerzeugbenzin). Sind sie riefig, dann gehört mit deiner Drehmaschine ein „Spänchen“ abgenommen. Nachdem selbst das Reinigen bei eingebautem Motor äusserst schwierig und das „Abdrehen“ unmöglich ist, muss der Anlasser doch raus.
Der Dreck besteht zu hohen Anteilen aus Kohlenstaub. Dieser leitet und somit ist nie sicher was alles miteinander elektrisch verbunden ist was eigentlich nicht verbunden sein sollte.

Motor abbauen
Zuerst die beiden Schrauben lösen. Motorgehäuse und Grundplatte sind mit 2 Passstiften gefügt, mit 3 Schrauben verschraubt UND 2 mal vernietet!

An35t.JPG
An35t.JPG

Also einfach die Nietköpfe wegbohren und vergessen. Die restliche Fixierung reicht dicke aus! Schon lässt sich der Motor mitsamt seinem Gehäuse abnehmen.
Nun kann man in das Gehäuse sehen und feststellen ob die Dauermagnete an ihren Plätzen sind.
Wenn der Motor schon so weit zerlegt ist, sollte man die Magnete auf jeden Fall vorsichtshalber mit UHU PLUS sichern (Lockere Magnete im Valeo-Anlasser s.u.).
Das eine Wellenende mit dem Antriebsritzel baumelt ungelagert herum. Das sieht nicht gut aus und so kümmern wir uns erst mal um die andere Motorseite.
Die Halteplatte der Kohlebürsten ist ja bereits abgebaut.

An34t.JPG
An34t.JPG

Die Wellenlagerung verbirgt sich hinter einem silbrigen Hütchen an welches man nicht richtig herankommt.
Weg muss es, also mal mit einer Zange angefasst und etwas sanfte Gewalt. Dann hat es eine kleine Delle, ist aber ab.

An36t.JPG
An36t.JPG

Der Sicherungsring am Wellenende ist konstruktiver Standard im Maschinenbau.





 

Planetengetriebe

An40t.JPG
An40t.JPG

ImageDaran lässt sich mit einfachen Mitteln nichts reparieren. Ersatzteile sind von BMW nicht erhältlich (BOSCH- Dienst). Also nur Fett erneuern und testen ob die Planetenräder sehr viel Radialluft haben (>1,5mm). Solange sie sich nicht gegenseitig behindern ist es OK




An41t.JPG
An41t.JPG
An38t.JPG
An38t.JPG

Zum Ausbauen der kompletten Welle muss der Sicherungsring abgenommen werden(Bild fehlt)






Die Freilaufeinheit bewegt sich nicht, nicht leicht, oder unzureichend
BMW bezeichnet im ETK den Freilauf mit „Anlassergetriebe“. Das ist definitiv falsch. Zwar könnte man noch „Freilaufgetriebe“ interpretieren, doch nachdem es tatsächlich ein Getriebe gibt scheint eher der Grafiker etwas durcheinander gewesen zu sein.

Zwischenziel ist es die seltsame Sicherungsmimik am vorderen Ende der Welle aufzubekommen. Hier lässt sich erst mal nichts verschieben. Zu sehen ist „irgendein“ Sicherungsring in einer Nut (Bild fehlt).
Das ½“ Innenvierkant einer Nuss passt ziemlich genau über die Welle. Ein sanfter Hammerschlag (hätte für 5 blaue Finger gereicht) treibt das, etwas an der Welle angerostete, Verhüterli zurück und drunter liegt ein ganz normaler Federring in einer Nut.

Im vorliegenden Fall sass die Freilaufeinheit fest

An43t.JPG
An43t.JPG

Theoretisch könnte man mit einem Klauenabzieher hinter der Ritzelverzahnung anfassen und versuchen die Einheit über das freie Enden der Anlasserwelle abziehen. Doch der vorhandene Abzieher ist zu klein und ausserdem würden die Klauen an der Schräge abrutschen. Mit einem grossen Abziehen hinter dem Freilauf anzufassen verbietet sich weil das sein Gehäuse nicht überstünde. So gehen wir die Sache mit zartem Werkzeug an. Mit einer Hand den „Anlasserrest“ halten mit der anderen eine Hammerfinne so gut es geht zwischen Anlasserritzel und Freilauf klemme. Ein zweiter Mann „tupft“ mit einem zweiten Hammer auf den Kopf des ersten.
Und schon ist das Teil ab!
Fehlerursache war leichter Rostbefall im Spalt zwischen Freilaufeinheit und Anlasserwelle. Also alles mit Läppleinen schmirgeln, fetten, zusammenbauen und schon funktioniert es an dieser Stelle wieder.
Sollte das Teil in der Verzahnung festsitzen so ist es übler weil die Kraft über den Freilauf übertragen werden muss. Hier kann man versuchen sich eine Gabel zu basteln die man zwischen Grundplatte und Innenverzahnung der Freilaufeinrichtung stecken und dann auf sie schlagen kann. Einfach mit einem brteiten Schraubendreher zu hebeln verbietet sich, da hier das Kunststoffteil an der grundplatte beschädigt werden würde.

Links:
Anlasser Funktionsweise
Lockere Magnete im Valeo-Anlasser  
4V Anlasser streikt
4V Starthilfe bei 11x0  
4V Die ABS Kontrollichtchen blinken  
4V Schaltungsänderung am ABS II  
4V Anlasser testen
Anlasserstrom messen