Gabelfederntausch von oben (Zeitaufwand ca. 30 Minuten)
Benötigtes Werkzeug:
- 1/4" Ratsche mit diversen Verlängerungen sowie 10er und 12er Nuß,
- alternativ dazu 10er und 12er Ring- oder Maulschlüssel, wobei ich den Ringschlüssel vorziehen würde,
- einen kleinen Schraubendreher,
- eine ca. 100mm lange Schraube mit Mutter M6 oder M8 als Widerlagerbefestigung,
- eine Zündkerzennuß oder ein entsprechendes Stück Rohr,
- ein Stück Flacheisen oder ähnliches (Dachlatte geht zur Not auch) ca. 30 bis 40cm lang mit Bohrung, die deutlich größer als die verwendete Schraube sein muß,
- ein Stück Schweißdraht oder Fahrradspeiche, der/die zum Haken gebogen wird, um die alte Feder aus dem Gabelholm zu ziehen.
- evtl. einen Ratschengurt
Dann geht es los:
Gabelöl aus der Gabel ablassen und ein paar Mal kräftig mit gezogener Handbremse einfedern, damit auch die Reste des Öls aus der Gabel kommen.
Als erstes werden die 3 Muttern der Lampenhalterung entfernt, zwei über dem Scheinwerfer, eine darunter (M6 mit SW 10). Die ganze Halterung wird dann von den Silentblöcken vorsichtig, so weit es geht, nach vorne gezogen. (siehe Bild 1)
Jetzt werden die Klemmblöcke des Lenkers sichtbar. Bevor man diese löst, sollte man den Tank gut mit Tüchern abpolstern. Von unten werden die Muttern der Klemmblöcke jetzt gelöst, abgeschraubt (Achtung: M8 mit SW 12) und nach oben rausgezogen. Die Plastikkappen der Gabelholme werden entfernt.(siehe Bild 2)
Nun kommt unsere Vorspanneinrichtung zum Einsatz. Dazu die Schraube, ich habe eine M6 genommen, durch eine Bohrung der Gabelbrücke stecken, wo sich bisher die Stehbolzen der Klemmblöcke befanden. Wie auf dem Bild zu sehen, die Schraube auch durch das Bandeisen, Dachlatte (aufpassen, daß keine Holzspäne in den Holm fallen) oder sonstiges durchstecken und die Kerzennuß oder das Stück Rohr so plazieren, daß man mit dem Eisen/Holz Druck auf das Widerlager der Gabelfeder ausüben kann. Das Widerlager nach unten drücken. (siehe Bild 3, 4 und 5)
Achtung, es sind nur 1 bis 2mm, die sich das Lager nach unten bewegt!
Mit dem kleinen Schraubendreher den Sprengring heraushebeln. Geht wesentlich einfacher, als man sich das vorstellt.
Ist der Drahtsprengring entfernt, langsam den Druck auf das Bandeisen nachlassen. Das Widerlager kommt langsam hoch. Um die Zündkerzennuß kann man auf dem Bild den Sprengring sehen. (siehe Bild 6)
Hier kann man die ganz entspannte Feder bzw. einen Teil der Büchse, die sich oberhalb der Feder befindet, sehen. Die Zündkerzennuß habe ich bereits entfernt. (siehe Bild 7)
Ich habe Wilbers-Federn verbaut. Der Unterschied ist deutlich zu erkennen. Rechts die Originalfeder mit zusätzlicher Büchse und kurzer Feder und links die Wilbersfeder über die gesamte Länge. (siehe Bild 8)
Der Zusammenbau gestaltet sich in umgekehrter Reihenfolge.
Nachdem man die Büchse herausgenommen und mit der abgewinkelten Speiche die alte Feder herausgezogen hat, wird das neue Öl in die Gabelholme geschüttet. Laut Wilbers Einbauanleitung ca. 300ccm der richtigen Viskosität. Dann ca 15 bis 20 mal einfedern, damit Luft aus den Dämpfern entweicht. Nun die Gabel komplett einfedern. Das kann unter Zuhilfenahme eines Ratschengurtes erfolgen oder man nimmt das Motorrad vom Ständer, was allerdings meines Erachtens nach eine zweite Person erfordert. Nun wird soviel Öl in die Holm gefüllt, daß von Öloberfläche bis Oberkante Holm ein Abstand von 170mm bei der R100R Classic erreicht wird (Luftpolster). Dann Ratschengurt entfernen bzw. Motorrad wieder aufbocken.
Nun die neuen Federn in die Holme stellen. Auf der alten Feder lag eine große Unterlegscheibe. Ob man sie wieder verwenden soll, habe ich nirgends gefunden. Ich habe sie wieder mit eingebaut.
Also Feder, auf die Feder die Unterlagscheibe, dann das Widerlager, darauf die Kerzennuß, über die ich dann den Sprengring gelegt habe. Alles unter Spannung gesetzt und den Ring in die Nut gedrückt. Noch ein paar Mal mit dem Hebel das Widerlager be- und entlastet, um zu sehen, ob der Ring richtig sitzt. Die Plastikkappen wieder aufsetzen. Nun den Lenker montieren, die drei Muttern der Lampen-/Instrumentenhalterung festschrauben und los geht es zur Probefahrt.
Für die amerikanischen Anwälte unter uns:
Die Federn müssen natürlich auf beiden Seiten gewechselt werden! :-)
Zum Zeitaufwand:
Ich habe länger gebraucht, diese Anleitung zu schreiben, als die Federn zu wechseln! :-p