Der Getriebeölwechsel ist sehr schnell beschrieben. Q auf den Hauptständer, Auffanggefäss drunter, Ablassschraube auf, Öl raus, Einfüllschraube auf, neues Öl rein. (Bild 1100, 1150).


Doch ein paar Details sind interessant.
Zeitpunkt
Alle 20TKm mindestens aber nach 2 Jahren.
Der Ölwechsel sollte erfolgen wenn das Getriebe möglichst heiß ist. Dafür gibt es wenigstens 2 Gründe. Zum Einen --der nach meiner Auffassung Wichtige-- sind die Schrauben oft derart angeknallt, dass sie sich im kalten Zustand kaum lösen lassen. Zum Anderen läuft das Öl um so besser raus je wärmer es ist.

Werkzeug
Für die Schrauben ist unbedingt gutes Werkzeug erforderlich. Speziell bei den tiefliegenden Ablaßschrauben der R1100xx ist schon häufig der Innensechskant der Schraube durch schlechtes oder abgenutztes Werkzeug endgültig zerstört worden.
Dann entsteht ein riesiger Aufwand um diese Schraube herauszubekommen.

Schrauben anziehen
Vorgeschriebenes Drehmoment für beide Schrauben sind 30 Nm.
Das ist vergleichsweise wenig. Z.B. die Bremssättel werden mit 35Nm angezogen. Früher waren dafür sogar mal 40Nm angegeben.

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Ablassen:
Das Ablassen ist ein kleines Geduldsspiel weil sich das zähe Zeug Zeit nimmt um das Gehäuse zu verlassen. Am Einfachsten ist es während das Öl (oder alle Öle) abläuft den restlichen Kundendienst zu machen oder Kaffee zu trinken und erst danach mit dem Befüllen zu beginnen

 

 

 

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Befüllen
Nachdem sich dickflüssiges Öl sehr schlecht in senkrecht stehende Öffnungen einfüllen lässt, sollte man sich auch dazu rechtzeitig Gedanken machen. An manchen Getriebeölbehältern ist ein dünner Einfüllrüssel dabei. Sonst hilft eines der abgebildeten Hilfsmittel (Bilder 3, 4). Im Notfall legt man die Q auf die linke Seite :-) . Wer wenig Geduld hat sollte das einzufüllende Öl erhitzen (z.B. mitsamt der Flasche im Wasserbad).

 

 


Ölsorte:
Marken-Hypoid-Getriebeöl der SAE-Klasse GL 5 SAE 90
Anders als beim Motor bin ich der Auffassung, dass man seinen Getrieben mit Öl etwas Gutes tun kann. Daher wechsle ich das Öl, speziell beim sehr hoch belasteten Hinterachsgetriebe jährlich und verwende das vollsyth. HYPOID-GETRIEBEÖL (GL5) LS SAE 75W-140 (von LiquiMoly). Da gibt's auch noch das teilsynthetische HYPOID-GETRIEBEÖL TDL SAE 75W-90 API GL5. Nachdem beide Öle als Grundöl ein 75er verwenden (der Rest erreichen Additive) und sich  Mehrbereichsöle mit zunehmendem Verschleiss ihren Grundölen annähern (theoretisch wird aus beiden letztlich ein 75er) entfällt für mich das -90 weil es eben nur im Neuzustand die geforderten Eigenschaften hat.
Wenn es ein Einbereichsöl ist sind die Werte GL5 UND SAE90 wichtig, ein GL5, SAE80 ist zu dünn!
Beliebt ist das CASTROL Vollsynth Mehrbereichsöl, doch warum sollte ich einem ausländischen Anbieter viel Geld in den Rachen schmeissen wenn ich es von einem deutschen Unternehmen billiger bekomme und gelegentliche Fragen auf deutsch (na ja, schwäbisch :-) ) beantwortet werden. LM ist Lieferant einer süddeutschen KFZ- Premiummarke.

Füllmenge:
Füllmenge ist ca. 1Liter. Das Mengenbestimmung ist ganz einfach: Es wird so viel eingefüllt bis es durch die Einfüllöffnung rausläuft. Teilweise sind für den Ölwechsel nur 0,8 Liter angegeben. Dies gilt nach meiner Meinung für einen Wechsel bei Minus 10 Grad, wenn das Öl keine Lust hat das schützende Gehäuse zu verlassen.
Wer glaubt (oder sich auf obskure Angaben verläßt) mit einem Liter Getriebe- und Hinterachsöl wechseln zu können wird in 99% der Fälle enttäuscht werden.

Schrauben / Dichtringe
M18x1,5-ZNS / A18 x 22 Getriebeoeleinfuelloeffnung EtNr 0711 9963300 (11x0)
M14x1,5 / A14 x 18 Getriebeoelablassoeffnung, Inbus EtNr 0711 9963200 (1100)
M14x1,5 / A14 x 18 Getriebeoelablassoeffnung, Sechskant EtNr 2310 7651450 (1100), alternativ Polo 50240001030
M18x1,5-ZNS / A18 x 22 Getriebeoelablassoeffnung EtNr 0711 9963300 (1150)

Nur der "Ordnung" halber erwähnt
M26x1,5; EtNr 1113 2330145; Bodenschraube mit Magnet (1150). Gibt's bei 1100 nicht, wird aber ohnehin nie geöffnet.
Achtung:


Meine Tips:
Als Erstes wird die Einfüllschraube geöffnet. Ich habe schon erlebt, dass die Ablaßschraube aufging, die Einfüllschraube aber bombenfest saß.

Bei nächster Gelegenheit wird die Ablaßschraube der 1100 mit Innensechskant durch ein Exemplar mit Aussensechskant ersetzt.
Die Schraube von Polo kostet zwar nur 25% derjenigen von BMW aber das Sechskant ist aus "Kaugummistahl". Wurde die Schraube unsachgemäss festgedreht (vulgo "angeknallt"), dann sollte der Steckschlüssel 100% passen. Ist er etwas zu gross (ausgeleiert) so erzeugt man ein "Aussenrund". Der Effekt ist der Gleiche wie beim Innensechskant aus dem ein "Innensechsrund" gemacht wurde. Nur ist beim Innensechskant bereits eine Bohrung vorhanden auf der man -für einen Linksausdreher- "aufbauen" kann.
Tip an' s Werk: Macht einen ordentlichen Innentorx (T45, wie beim Bremssattel) an diese Schrauben, ein 13-er Aussensechskant ist Mist, weil jeder mit einem ausgeleierten 12-kt Steckschlüssel rangeht.

Solange das Getriebe heiß ist wird die Ablassschraube nur ganz wenig angezogen, die Einfüllschraube nur von Hand eingeschraubt. Erst wenn das Getriebe erkaltet ist –z.B. am Tag drauf-- schraube ich die beiden Schrauben fest. Dadurch bekomme sie dann auch beim nächsten Mal leicht auf.
Wer die "Tag-darauf-Regel“ anwendet (auch bei Zündkerzen!), sollte ein unmißverständliches Zeichen am Mopped anbringen (Sitz aufschlitzen oder Lenker ab :-) ). Eine verlorene Ablaßschraube ist frühestens nach 20 Jahren witzig.

Links
4V Ölwechsel am Schaltgetriebe R11x0
4V Ölwechsel am Hinterachsgetriebe