Weil immer wieder danach gefragt wird, soll das Strahlen, fälschlich auch Sandstrahlen genannt, noch etwas näher betrachtet sein.
Es gibt sicherlich nicht ganz so viele Strahlverfahren und Strahlmittel wie Sterne am Himmel, aber doch etliche. .
Das Wissen stammt im Wesentlichen von Thiemt und G.Haberkern (ein ganz kleiner Teil & die Aufbereitung: gerd_)
Teilen wir sie erst einmal grob ein in sogenannte abrasive, also materialabtragende und nichtabrasive Verfahren, wie beispielsweise das Glasperlstrahlen.
Abrasive Strahlungen bewirken neben der reinigenden, ggf. auch entrostenden, entzundernden Wirkung, immer einen Abtrag des zu strahlenden Gutes. Diese aus verschiedenen Gründen gewünschte Wirkung erzielt man mit scharfkantigen Strahlmitteln. Dies kann unter Anderem Hochofenschlacke, Korund oder Edelkorund, aber auch Glasbruch oder Drahtkorn sein. Früher, und daher rührt die Bezeichnung Sandstrahlen, strahlte man in vielen Fällen mit Quarzsand, unter gesundheitlichen Aspekten betrachtet, einem Teufelszeug.
Manche der eingesetzten Stahlmittel sind mehrfach verwendbar, andere, z.B. Schlacke halten nur einen Strahlgang aus und sind dann zu entsorgen.
Das Strahlbild, das heißt das Aussehen der Werkstücke nach der Behandlung mit solchen scharfkantigen Strahlmitteln ist immer ähnlich: rauh und zerklüftet. Richtig gemacht ein optimaler Grund für nachfolgende Beschichtungen, ganz gleich ob aus Pulver oder Naßlack.
Die Kunst des Strahlers liegt nun darin, für den jeweiligen Anwendungsfall die richtige Rauhtiefe zu erzeugen, für nachfolgende Pulverbeschichtungen, aber auch für mit der Spritzpistole aufgebrachte Naßlackierungen darf sie nicht zu groß sein. Es müssen also verhältnismäßig feinkörnige Strahlmittel eingesetzt werden.
Mit anderen Worten: Eine hochwertige Strahlung vor einer Beschichtung, egal ob Pulver oder Lack, ist teuer! I
Nicht abrasive Strahlungen sind solche, die mit meist kugelförmigem Strahlgut durchgeführt werden. Stahlkugeln, Gußkugeln, Glasperlen und ähnlichem. Zum Einsatz kommen aber auch "weiche" Strahlmittel wie Walnußschalen, Kirschkernbruch und manch anderes organisches Material, von dem man kaum vermuten würde, daß es sich zum "Sandstrahlen" eignet.
Nicht zu vergessen ist Trockeneis, welches beim Reinigungsstrahlen erheblich an Bedeutung gewinnt. Die schönste Eigenschaft des Trockeneises (CO2) ist sicherlich die, daß es nach der Verarbeitung einfach nicht mehr da ist - es ist geschmolzen und hat sich insofern in "Luft" aufgelöst. Es bleibt nur der abgestrahlte Dreck.
Mit dem Wort reinigen ist schon ein ganz großer Bereich angesprochen, in dem die vorgenannten Strahlmittel eingesetzt werden. Es geht fast immer um die schonende Reinigung von Oberflächen. Ein Materialabtrag ist nicht erwünscht.
Daneben werden Kugelstrahlverfahren zur optischen Verschönerung von Oberflächen eingesetzt, vor allen Dingen kommen hier Glaskugeln, Glasperlen zum Einsatz. Aluminiumguß aber auch Edelstahl läßt sich auf diese Weise wunderbar aufarbeiten bzw. optisch verändern.
Ein häufig gewünschter Effekt des Kugelstrahlens ist die Härtung der bearbeiteten Oberflächen, unter anderem übrigens eingesetzt in der Flugzeugindustrie, in der mit diesem Verfahren Aluminium definiert verhärtet wird.
Nur mit Einschränkungen kann das Kugelstrahlen vor Lackierungen empfohlen werden. Die erzeugten Oberflächen sind in der Regel zu hart und bieten der Lackierung keinen Griff.
Es bleiben noch einige Sätze zu den Strahlgeräten zu sagen. Da gibt es zum einen druckluftbetriebene Strahlgeräte und zum anderen direkt mechanisch motorisch betriebene. Die Letztgenannten bezeichnet man als Schleuderradstrahlanlagen. Das Strahlmittel wird mittels dieser Schleuderräder beschleunigt und trifft mit hoher Geschwindigkeit auf die häufig an einem Drehteller hängenden Teile auf.
Ein Verfahren, daß weitgehend automatisiert ablaufen kann und meist im industriellen Bereich eingesetzt wird. Die verwendeten Strahlmittel sind meist kugelförmig.
Druckluftbetriebene Strahlgeräte sind zu unterscheiden nach Saugstrahlanlagen und Druckstrahlanlagen. Saugstrahlanlagen sind die Anlageninvestition betreffend als günstig zu bezeichnen. Sie saugen das Strahlmittel durch in einer Venturidüse erzeugten Unterdruck aus dem nicht unter Druck stehenden Vorratsbehälter. Die erzielbare Leistung mit solchen Geräten ist gering, der Luftverbrauch hoch.
Druckstrahlanlagen sind deutlich teurer, aber auch wesentlich effektiver. Das gesamte System steht unter Druck, das Strahlmittel wird nicht gesaugt, sondern aus dem Vorratsbehälter gepreßt und dann für den Transport zur Strahldüse zusätzlich mit Luft vermischt.
Beide luftbetriebenen Anlagentypen sind üblicherweise Freistrahlanlagen, d.h. es handelt sich um manuell geleistete Strahlarbeit, die sehr individuell auf das zu strahlende Material eingehen kann.
Zum Schluß sei noch erwähnt, daß wichtiges Kriterium für die Qualität einer Strahlung der Winkel ist, in dem das Strahlmittel auf die zu strahlende Fläche trifft. Beim Kugelstrahlen muß dies ein anderer sein als z.B. beim Korundstrahlen. Ebenso wichtig ist das gleichmäßige Arbeiten, um keine Spannungen in die zu strahlenden Gegenstände einzutragen.
Gebhard Haberkern, ein Strahlprofi, informierte uns
Meine Erfahrung aus 17 Jahren Sandstrahlen ist, dass im Motorradbereich Strahlmittel, die staubförmig werden ("bruch") nichts zu suchen haben. Die besten Erfahrungen habe ich mit feinem Alugranulat gemacht, anschliessend feines Oberflächenfinish durch Edelstahlkugeln. Die Optik entspricht auch bei alten verwitterten Teilen wieder wie neu aus der Gussform.
Meine ersten Erfahrungen mit Glasperlen waren, dass die Oberfläche durch das Glasmehl (auch eine Profistrahlanlage hat keine 100 % Staubabsaugung), optisch einen weissliche und staubige Optik hatte, die auch durch aufwendiges Reinigen nicht komplett zu entfernen war und dadurch wieder schnell verschmutzte. Mit Edelstahl finishgestrahlte Aluteile lassen sich mit Bremsenreiniger sehr leicht reinigen ( auch Öl- und Teerflecken).