Das Kapitel Farben ist im ETK ein kleines Drama.
Für die Eiligen die sich nicht für die Hintergründe interessieren: Der Link „gesamt“ führt zu einer Tabelle aus der man zuerst sein Fahrzeugmodell, dann die Nennfarbe und deren Kombination von Grundfarben heraussuchen kann.
Die Liste ist aus einer Auswertung des ETK entstanden. Die sich teils widersprechenden Einträge habe ich mit Absicht belassen.
Hintergründe
Vorab: Die Begriffe „Grundfarbe“ und „Nennfarbe“ sind meine Wortschöpfungen um die Zusammenhänge verdeutlichen zu können.. Generell ist es (anscheinend) so:
Grundfarbe
Eine Grundfarbe ist grob gesagt eine Farbe so wie sie beim Farbhersteller eingekauft wird. Sie hat eine Bezeichnung und einen (Grund)Farbschlüssel. (Beispiel: schwarz=001; rot=002; gold=003).
Es gibt etliche unterschiedliche Grundfarben die bei den einzelnen Fahrzeugmodellen einzeln oder kombiniert verwendet werden.
Nennfarbe
Jede Modellvariante erhält dann eine „Nennfarbe“. Eine Nennfarbe ist die Bezeichnung für die Farbvariante eines Modells hat u.U. eine eigene, vollkommen unabhängige Bezeichnung und einen eigenen (Nenn)Farbschlüssel.
Beispiel: Ist die Modellvariante vorwiegend rot und hat schwarz lackierte Streifen heisst die Variante z.B. „XYZ Rot“ und bekommt die Nennfarbnummer 701 die sich, anhand einer Tabelle, in 002 und 001 aufschlüsseln lässt.
Die Nennfarbe einer Modellvariante heisst „XYZ Schwarz“, ist vorwiegend schwarz mit rot und gold lackierten Streifen könnte Nennfarbschlüssel 702 (001+002+003),
Modellvariante „XYZ Schwarz2“, vorwiegend schwarz mit rot lackierten Streifen könnte Nennfarbschlüssel 703 (001+002) haben.
„XYZ Schwarz2“ ist eine zweite Variante neben „XYZ Schwarz“. Andererseits stünde nichts dagegen die schwarz, rot, goldene Variante mit „YXZ Deutschland“ anstatt „XYZ Schwarz“ zu bezeichnen.
Mit Farben werden nur die sog. „Lackteile“ unterschieden.
Rahmen und Motorteile haben keine Farbe! Ob es daran liegt, dass man diese nicht wählen kann (die Rahmen eines bestimmten Modells sind alle schwarz), oder weil sie pulverbeschichtet sind und daher, streng genommen, ohnehin nicht lackiert werden können weil es eben kein „Ersatzteilpulver“ gibt?
Bezeichnung
Als Erstes die Bezeichnungen, hier am Beispiel „Alpinweiss“. Ob Gross- / Kleinschreibung, mit c/k oder mit/ohne Bindestrich ist sicherlich nur ein (für den Suchenden lästiges) Stilmittel des Eintragenden.
Interessanter sind die Zusätze 1, 2 oder 3 (natürlich auch I, II, oder III) manchmal auch mit Zusätzen wie „uni“, „metallic“ oder „matt“. Dabei müssen die unterschiedlichen Schreibweisen nicht gleich mit anderen Fahrzeugmodellen verbunden sein sondern finden sich u.U. bei ein- und demselben Modell im Abstand weniger Zeilen.
Dass „alpinweiss“ zuweilen auch „Alpinweiss 3“ sein soll, lässt sich an der Farbnummer (300) erkennen. Ein Alpinweiss 1 (146) gibt es nicht (zum Zeitpunkt der Festlegung war sicherlich nicht beabsichtigt ein „alpinweiss 2“ zu verwenden).
Ob es ein „granit-grau met. Matt 963“ gibt wage ich zu bezweifeln. Alle anderen Schreibweisen deuten auf „934“.
Nachdem die Bezeichnungen der Nennfarbe einer Fahrzeugvariante und seine wichtigste Grundfarbe vollkommen unabhängig sind kann es sein, dass bei einer Variante seine Grundfarbe die Bezeichnung „Alpinweiss“ hat, die Nennfarbe aber „Alpin-Weiss“, „Alpenweiss“. Es stünde auch nichts gegen die Bezeichnungen „schneeweiss“ oder sogar „Hrzelpfrumpft“. Allerdings dient es meiner Meinung nicht gerade der Übersichtlichkeit wenn die Nennfarbe einer Modellvariante fast genauso heisst wie eine seiner Grundfarbe oder man eine augenscheinlich weisse Variante mit „gelb“ benennen würde.
Einiges deutet darauf hin, dass auch BMW-Mitarbeiter verwirrt sind.
Weshalb es mehrere unterschiedliche Bezeichnungen für gleiche Grund- oder auch Nennfarbschlüssel und auch unterschiedliche Schlüssel für gleiche Bezeichnungen gibt ist mir ein Rätsel, könnte aber mit Verwirrung zusammenhängen.
gleiche Farbschlüssel / unterschiedliche Bezeichnung
Alpinweiss 146
alpinweiss 146
Alpinweiss I uni 146
alpinweiss 300
Alpinweiss 3 300
alpinweiss-3 300
Alpinweiss III uni 300
Gleiche Bezeichnung aber unterschiedliche (Nenn-)Farbschlüssel
alpin-weiss 642
alpin-weiss 751
alpin-weiss U751
alpin-weiss 3 751
alpin-weiss 3 U751
alpin-weiss 3 YN90
Alpinweiss 3 matt 956
alpinweiss 3 uni U751
alpinweiss 3-matt 956
alpin-weiss Behörde 751
Logisch korrekte Bezeichnungen für Nennfarbschlüssel
alpin-weiss/30Jahre YN74
alpin-weiss/minz-grün 752
alpin-weiss/nacht-sw. U753
alpinweiss/sandrover YN91
alpin-weiss/saphirsw 935
alpinws/pazifikbl/rt 967
U.U. hängen die Schreibweisen evtl. von Lieferanten ab („2“ oder „II“). Häufig zu finden sind diese Differenzen bei Lackteilen / Sprühdosen. Unverständlich ist es dennoch weil der Lieferant das draufschreibt was sein Kunde angibt.
Farbcodes sind als Zweites interessant.
Durch Vergleich habe ich bemerkt, dass die Zahlen bis 500 anscheinend einzelne Grundfarben bezeichnen und es spätestens ab Codes > 600 Nennfarben (=“Mehrfarbenschlüssel“) zu sein scheinen. Ob einem Nennfarbencode ein „U“ oder ein „M“ vorangestellt ist scheint eine persönliche Note oder ein halbherziger Versuch einer Kennzeichnung zu sein. Z.B. „U757“ und „757“ sind identisch.
Neuere Farben scheinen mit einem Buchstaben zu beginnen, die dazu passenden „Nennfarbcodes“ mit 2 Buchstaben, davon der zweite ein „N“.
Wie bereits erwähnt bestimmen Nennfarben nur die sogg. „Lackteile“. Ist bei einem bestimmten Modell z.B. der Tank das einzige Teil das unterschiedliche Farben aufweisen kann, so sind Bezeichnung und Code der Nennfarbe des Modells oft identisch mit denjenigen der Grundfarbe z.B. die in beiden Fällen die Farbbezeichnung „Alpinweiss III uni“ mit der Farbnummer „300“.
Bei zweifarbigen Fahrzeugmodellen scheiden sich die Geister.
Wird ein oranger Aufkleber auf einen grün lackierten Grund aufgeklebt, so ist das Fahrzeug einfarbig (nur ein Lack!). Der Aufkleber ist so wie er ist und auch für ihn gibt es keine „Ersatzteilfarbe“!
Wird tatsächlich mit zwei oder mehr Farben lackiert, so bekommt das Fahrzeug einen Farbcode (ich meine > 700) der mehrere Farben verschlüsselt.
Beim Modell mit z.B. der Nennfarbe „alpin-weiss/minz-grün 752“ werden die Grundfarben 300 ("Alpinweiss III uni“) und 429 („minzgrün II“) verwendet. 752 ist also ein Nennfarbschlüssel für 300+429.
Der Gebrauch eines Schlüssels z.B. „716“ ist zuweilen komisch.
Normal (zig mal verwendet) ist:
716 => 103/668
Weshalb unterscheiden sich die Farbschlüssel der Farbe die aus der Sprühdose (668) von derjenigen der Farbe aus der Lackdose (103)?
Doch es gibt auch:
716 => U103; (wozu das „U“?)
716 => 103+265
716 => 103+976
Soviel zum Thema „Eindeutigkeit“.
Etwas unverständlich ist die Methode, aber vielleicht wieder der internen Verwirrung geschuldet, keinen „Nennfarbenschlüssel“ zu verwenden sondern offenbar vorauszusetzen, dass er mit dem Grundfarbschlüssel identisch ist wenn nichts anderes angegeben wird!
Nicht mehr nachvollziehbar ist es für mich, wenn in einem Nennfarbschlüssel auf einen anderen Nennfarbschlüssel anstelle von Grundfarben verwiesen wird.
Wie erkennt man einen Mehrfarbenschlüssel? Eigentlich gar nicht. Am ehesten an der Klartextbezeichnung. Z.B. „Weiss/grün“ lässt vermuten, dass es sich um mehr als eine Farbe handelt. Teilweise haben die Zahlen Zusätze wie „U“ oder beginnen mit „WN“ oder „YN““. Doch dies scheint keiner nachvollziehbaren Logik zu folgen.
Vermutlich gibt es eine interne Suchroutine im BMW-IT-System mit der man auf eine eindeutige Aussage zurückgreifen kann ohne sich auf den ETK verlassen zu müssen. Die Suche im ETK mit der VIN fördert natürlich nur dort eingestellte „Merkwürdigkeiten“ zu Tage.
Andererseits ist es ja auch so: Lackiert man heute z.B. ein Teil einer GS in Farbe „marrakeschrot (222)“ nach, passt dieses garantiert nicht zum Rest der Maschine. Das liegt nicht daran, dass man die falsche Farbe hat sondern sich beim „Rest“ die Farbe –„dank“ UV-Einstrahlung- verändert hat. Ab einem bestimmten Alter (bei „rot“ recht früh) ist es also notwendig die neue Farbe „auszubleichen“ (kann ein guter Lackierer). Beim Mopped ist es m.E. einfacher die restlichen Farbteile gleich mitzulackieren. Letztere Methode hat noch den Vorteil, dass man sich keine Gedanken über „marrakeschrot“ oder „marrakeschrot 2“ machen muss.
Tabellen
ZiLi ist das Kürzel für „Zierlinie“
Tabelle „gesamt“ enthält zu jeder Modellvariante praktisch die gesamte Farbinformation des ETK
Spalte 1 > Modell+Typ
Spalte 2 > Bezeichnung
Spalte 3 > Farbcode
Spalte 4 > LT=Lackteil; ST=Lackstift gelistet; SP= Lackspray gelistet
Spalte 5 > V= „verweist auf“; M=“Mehrfarbschlüssel“; o= „Einzelfarbe“
Spalte 6 > Kombinationen
Wenn jemand die Bezeichnungen wie „R1100 GS“ vermisst braucht er nur in den FFZ-Schein zu sehen um festzustellen, dass er eine „259 GS“ hat.
Tabelle „Grundfarben“ enthält alle Grundfarben die ich mit den 4V-Modellen in Verbindung bringen konnte.
Tabelle „Nennfarben“ enthält die Nennfarben und ihre Aufschlüsselung in Grundfarben.
Die für mich nicht lösbaren Ungereimtheiten sind markiert.
Ein vielleicht interessanter Hinweis
Schwarz II, 2, schwarz II uni, schwarz 2uni; Nacht-schwarz; nachtschwarz sind identisch und passen auch für schwarze Rahmenteile.
Anmerkung:
Es ist ein ziemlicher Aufwand die Bezeichnungen ermitteln und dann die Nummern aus dem Text zu extrahieren. Mal ist die Nummer 3-, mal 4-stellig, dann steht sie zu Beginn, am Ende oder gar in der Mitte des Textes.
Auch kann man die Texte nicht einfach aus irgendeiner Tabelle ziehen.
Also sind evtl. Fehler nicht auszuschliessen.
Hinweise sind also OK!
Bitte aber nicht in der Weise „kann es sein, dass bei der R25 auch schon „nachtschwarz“ verwendet wurde?“
Zum Ersten ist die R25 keine 4V, zum Zweiten gibt es dafür den ETK, und zum Dritten sollte ein Hinweis irgendeine gesicherte Erkenntnis und daher keine Frage sein.