Nachdem die Frage: "Was soll ich alles tun um meine Q in den Winterschlaf zu versetzen" recht häufig auftaucht, hier eine kleine Abhandlung
Mopped waschen.
Dreck jedweder Art hat über den Winter Zeit sich in Ruhe "einzufressen“. (Schon deshalb fahre ich auch im Winter :-)).
"Schön fummeln“ kann man dann den ganzen Winter über
Reifen entlasten.
Der Hauptständer hat da grosse Vorteile. Evtl. zusätzlich ein Brettchen unterlegen. Die ganz Exakten stellen ein Gewicht auf den Gepäckträger, und stützen den Kardan von unten so ab, dass beide Räder in der Luft sind. Noch Exaktere nehmen den Gang raus und drehen jedesmal wenn sie durch die Garage kommen die Räder etwas weiter.
Öl wechseln.
Altes Öl hat den Winter über Zeit all seine Schwebstoffe absetzen und eventuell vorhandene schädliche Bestandteile wirken zu lassen. Deshalb gehört es entweder zu Beginn des Winters raus, oder es wird beim entsprechenden Km Stand gewechselt. Ob das Öl im Kanister oder im Motor lagert ist ihm egal. Zu Beginn der Saison macht der Ölwechsel keinen Sinn. Nach dem Ölwechsel die Maschine noch mal richtig warm fahren, damit das neue Öl auch überall hingelangt. Ein erneuter Ölwechsel im Frühjahr ist Unsinn, es sei denn der Winter dauert 10 Jahre.
Wartungsarbeiten
...die keinen warmen Motor erfordern wie z. B. "Ventile einstellen“, Poly-V-Riemen kontrollieren etc., können vorher oder während der Winterpause gemacht werden, es hat auf die Überwinterung keinen Einfluss. Nachdem nur im warmen Zustand synchronisiert werden kann, sollte diese Arbeit entweder gleich nach dem Ölwechsel (dann allerdings vorher bei kaltem Motor die Ventile einstellen!) gemacht werden, oder im Frühjahr.
Zwischendurch mal laufen lassen.
Ist schlichtweg Unsinn.
Batterie.
Auch wartungsfreie Batterien sollten gelegentlich auf optische Schäden, korrekte Befestigung (das Spannband von BMW ist Murks!) und den Säurestand kontrolliert werden. Bei Gel- und Reinbleibatterien entfällt der letztere Punkt logischerweise.
Ausbauen?
Jein. Ich würde sie ausbauen wenn ich in einer Gegend wohne in der dauerhaft niedrige Temperaturen zu erwarten sind wie z.B. in Oberstdorf. Anlässlich der optischen Kontrolle ist der Ausbau auch kein grosser Mehraufwand.
Nicht ausbauen würde ich in z.B. Karlsruhe. Dort ist Schnee nur von Postkarten bekannt.
Die fehlende Steckdose in der Garage (oder die fehlende Garage) erleichtert die Entscheidung.
Nachladen / Erhaltungsladen / Akkujogging etc.
Batterien lassen sich auch im eingebauten Zustand laden.
Die 11x0 können über die Bordsteckdose geladen werden.
Die 2-V-ler klemmen direkt an der Batterie an oder installieren sich eine Steckdose.
Die 1200er mit CAN-Bus Technik sollten ebenfalls eine ordentliche Steckdose anbringen. Die serienmässige wird vom Controller gemanagt und schaltet sich irgendwann ab. Das ist sicherlich gut gemeint, aber praxisfremd oder auf Menschen ausgelegt die zum Ölstand prüfen einen Mechaniker brauchen und das Mopped über den Winter zum Händler stellen.
Akkujogging, also permanent laden und entladen halte ich für ausgemachten Blödsinn. Nachdem jede Batterie eine begrenzte Anzahl von Ladezyklen hat kann man diese auch auf diese Weise "verbrauchen"
Muss überhaupt geladen werden?
Tiefe Temperaturen verringern die Kapazität. Auch voll geladene Säure- und Gel- Batterien haben bei -20Grad nur noch etwa die Hälfte der Nennkapazität! Komischerweise ändert sich das auch nach dem Aufwärmen nicht ohne dass nachgeladen wird. Bei den Reinblei- ausführungen ist der Effekt weniger ausgeprägt.
Bei den 2-V-lern ist es ziemlich eindeutig ob Strom verbraucht wird.
Bei den 4-V wird häufig die Diebstahlwarnanlage oder das Radio übersehen. Habt Ihr nicht? OK, dann braucht zumindest die Uhr im FID Strom!
Die Kombination Verbraucher, Temperatur, Standzeit und Batteriezustand entscheidet, ob nachgeladen werden muss / sollte.
Die Faulen klemmen ein Erhaltungsladegerät an, die Fleissigen laden alle 6 Wochen mal eine Nacht nach (Ladestrom max 10% der Kapazität, also etwa 1,5 A! Ein normales Autobatterieladegerät lässt mehr als 6 A Ladestrom zu!)
Batterien von Kurzstreckenfahrzeugen haben ein relativ kurzes Leben, weil sie viele Startvorgänge über sich ergehen lassen müssen.
Ladegeräte:
Egal welche Batterieart, es sind keine Spezialgeräte erforderlich. Ein gutes Ladegerät welches eine "normale“ Bleibatterie versorgt, ist auch für Gel- und Reinblei tauglich. Schliesslich wird ja auch der Regler im Mopped nicht gewechselt!
Allerdings gilt das NICHT umgekehrt! Spezialgeräte für z.B. Reinbleibatterien überfordern "normale“ Ausführungen gnadenlos. Reinblei- und Gel- Batterien, KÖNNEN(!) mit höheren Ladespannungen geladen werden. Reinbleibatterien vertragen zudem brutale Ladeströme (Autoladegeräte)
Für Erhaltungsladegeräte gilt die gleiche Aussage.
Ich habe beschlossen die Sache wenn, dann mit einer regelbaren Spannungsquelle zu erledigen. Während des "Schlafs" stelle ich 12,7V ein. Sinkt die Batteriespannung durch Selbstentladung so fliesst aufgrund des Spannungsgefälles Strom (ein "Strömchen") und die Batterie wird gepuffert, sind beide Spannungen gleich fliesst nix mehr.
Zum "Aufwachen" drehe ich dann die Spannung für eine Nacht auf 13,6 Volt. In der Praxis kommt's nicht dazu. Ich fahre einfach auch im Winter :-)
Tank voll?
Früher wurde gesagt "voll“, da ein voller Tank nicht rostet. Moderne Tanks sind innen beschichtet. Diese Gefahr würde ich als übertrieben einstufen.
Die leichter flüchtigen Benzinbestandteile gasen aus, der Motor hat nach langem Stillstand offenbar Startprobleme. Bei meiner Honda war die Angabe zu den Startproblemen richtig. Schon nach 4 Wochen war es ein Drama bis das Teil ansprang. Woran es wirklich lag weiss ich nicht. Bei meinen BMWs (alles Einspritzer) hatte ich noch nie Probleme.
Doch hier gibt's dazu einen eigenen Beitrag
Abdecken?
Eine Gewissensfrage. Ein Freund deckt sein Mopped (Triumph Legend) im luftigen Gartenhäuschen mit einer luftdurchlässigen Hülle ab, klagt aber trotzdem über Kondenswasser. Würde er es nicht abdecken, würde sein Schätzchen staubig. Tja, bei einer Jahresfahrleistung von ca. 3…4 TKm hat er eben so seine Probleme
Sonstige Hinweise
Es gibt Angaben man solle Öl durch die Kerzenlöcher spritzen, Wachs auftragen etc. Sicherlich kann man das alles machen. Bei Öl (Ballistol) durch die Kerzenlöcher (dann aber als Spray!!) sind beim Wiedererwecken eben zusätzlich neue Kerzen fällig. Wachs mit darunter liegender Feuchtigkeit fördert eher die Korrosion. Ballistol eignet sich übrigens klasse als Konservierungsmittel. Es ist zwar ein mineralisches, harzfreies Öl aber derart gereinigt, dass die Version "NEO-Ballistol"(Apotheke) trinkbar ist! Bei einem Test der Uni München setzten damit behandelte, im Freien gelagerte, ziehblanke Stahlbleche ein Jahr kaum Rost an.
Wir sprechen hier über einen relativ kurzen Winterschlaf und nicht über eine Stilllegung mit Konservierung. Für solche Fälle gibt’s Kunststoffhüllen mit einem Korrosionsschutzmittel. Da muss allerdings die Sitzbank runter.
Persönliches:
Wer sein Mopped im Sommer nur jeweils von Eisdiele zu Eisdiele jeweils 5 Km jagt, gut abkühlen lässt, dann erneut startet und schaut ob der Boxer noch 8800 U/min dreht, sollte sich im Winter keine grossartigen Gedanken machen. Seine Batterie wird im Sommer strapaziert und evtl. im Winter dann vollkommen die Flügel strecken. Egal was er mit ihr anstellt. Sein Motor wird im Sommer auch mit Super- Synthetik- Ölen verschleissen und sich auch durch Gaben von Spezialölen im Winter nicht regenerieren.
Vielleicht gehöre ich zu der "selsamen" Spezies die ihr warm gefahrenes Mopped auch dann in die Garage fahren wenn ich "vielleicht später“ noch mal weg will und nicht den eiskalten Bock noch mal anlasse weil ich doch zu hause geblieben bin aber die Kiste noch den weiten Weg (10 Meter) in die Garage muss. Falls ich 500 Km über die Autobahn will bei ich erfahrungsgemäss bei "Tacho 160“ genauso schnell am Ziel wie mit Dauervollgas.
Moppedpflege ist ein permanenter Prozess. Sünden lassen sich nicht regenerieren.
Link:
Tankfüllung bei längeren Standzeiten