Der Druckpunkt ist „irgendwie“ undefiniert oder „schwammig“?

Aber die Bremse funktioniert tadellos?
Voraussetzung ist natürlich immer, dass die Leitungen sauber entlüftet sind und die Bremsflüssigkeit nicht überaltert ist (mehr als 3% Wasser).

Beim ABS II ist der "Schwamm" normal und leicht zu erklären.
Zieht man z.B. die vordere Bremse, bewegt der Kolben des Geberzylinders (D= ca.16 mm) einerseits 8 Kolben der Nehmerzylinder (D= ca. 32 mm) bis die Beläge an den Scheiben anliegen. Nachdem da "nichts Weiches" dabei ist ergibt sich so der Druckpunkt.
Wäre da nicht andererseits ein weiterer Kolben (D= ca. 6 mm) in einem Zylinder des Modulators!
Der liegt nicht an einer harten Scheibe an, sondern wird durch eine stabile Feder an seinem oberen Anschlag gehalten. Doch auch stabile Federn haben Federraten und so gibt er ein kleines Bisschen nach.
Das ist der "Schwamm"!

Beim ABS IIIG1 ist es komplizierter
Zieht man z.B. die vordere Bremse, bewegt der Kolben des Geberzylinders den Steuerkolben im Modulator.
Jetzt sind 2 Fälle zu unterscheiden:
a) bei Zündung aus,
b) bei Zündung an.

Bei a) drückt der Steuerkolben im Modulator zuerst so lange auf eine Kugel (die von einer schwächlichen Feder „hochgehalten wird) bis diese auf dem Ventilsitz des Arbeitskolbens aufliegt und das Ventil schliesst. Jetzt erst wird der Hilfskolben im Modulator bewegt und legt die Kolben im Sattel an die Bremsscheibe(N) an.
Das mechanische Gesamtübersetzungsverhältnis ist schlecht. Es wird nicht, wie üblich, viel Weg bei wenig Kraft (Handhebel) in ganz wenig Weg mit viel Kraft umgesetzt, sondern der meiste Handhebelweg wird verbraucht um mit der Kugel das Ventil zu schliessen. Danach steht nur noch wenig Weg (irgendwann ist der Handhebel auf Anschlag!) zu Verfügung um mit einem vergleichsweise schlechten Verhältnis der Zylinderdurchmesser Kraft aufzubauen (für das gesetzliche Minimum reicht es).
Der Druckpunkt ist tatsächlich hart aber aufgrund der ungewohnt geringen Wirkung bei grossem Hebelweg empfindet man ihn als „seltsam“.

Bei b) rast sofort der Servomotor los und erzeugt einen Volumenstrom im Modulator. Mit zunehmend schliessendem Ventil staut sich die Strömung an diesem und im Bremskreis wird Druck aufgebaut. Er legt die Kolben im Sattel an.
Der Hilfskolben wird dabei nicht bewegt sondern -im Gegenteil- fest an seinen Sitz gepresst!
Mit dem Handhebel wird also im Normalfall nur ein Regelventil betätigt. Der Volumenstrom wird so weniger oder mehr gestaut, dadurch kleinerer oder grösserer Druck im Arbeitskreis aufgebaut und an die Sättel „gegeben“. Die maximale Bremskraft ist ausschliesslich abhängig vom Pumpendruck.
Ein "Pseudo-Druckpunkt“ ist dann erreicht wenn das Ventil total geschlossen ist und man die Ventileinheit (Hilfskolben +Kugel) gegen den Systemdruck verschieben wollte.


Bei beiden ABS-Typen erklärt sich so das vermeintliche Phänomen, dass es einen „ordentlichen“ Druckpunkt gibt sobald man „das ABS-Zeug“ ausbaut.


Links
ABS II 
ABS IIIG1  (I-ABSG1)