Begriffe:
„Gummi“ ist u.U. eine nicht ganz korrekte Bezeichnung für das verwendete schwarze, elastische Material, taugt aber für das Verständnis.
„TEFLON“, „DYNEON“, „HOSTAFLON“ u.A. sind Handelsnamen für PTFE (Polytetrafluorethen)
„Rohr“ ist erst mal ein länglicher, oft kreisrunder Hohlkörper, mit „Schlauch“ werden flexible Rohre bezeichnet. Die Abgrenzung ist fliessend. Es gibt also (etwas) biegsame Rohre oder auch (relativ) starre Schläuche. Ein Mass ist der mögliche Biegeradius im Verhältnis zum Schlauchdurchmesser.
„Fluid“ ist –in diesem Fall - die Bremsflüssigkeit allgemein. Üblich sind Polyglykolverbindungen oder dazu nicht kompatible Silikonflüssigkeiten (DOT 5.0)

Konstruktion
Zuerst die unterschiedlichen Konstruktionen eines „normalen“ Gummibremsschlauchs im Vergleich zu einem „Stahlflex“.

Bolzen
Bolzen

Beim „Gummi“ fliesst die Bremsflüssigkeit durch einen fluidresistenten Gummischlauch. Nachdem im Betrieb einige Bar Druck anliegen wird dieser Schlauch von einem Gewebe umhüllt welches das Dehnen verhindern soll. Als dritte Schicht umhüllt ein weiterer Schlauch das Gewebe, schützt dieses gegen mechanische Einflüsse von aussen und stützt es.
Auch wenn man das Gewebe als „absolut fest“ betrachtet besteht immer eine geringe Elastizität, da bereits der innere Schlauch eine, wenn auch geringe Elastitzität aufweist.

 

Bolzen
Bolzen

 

 Beim „Stahlflex“ fliesst die Bremsflüssigkeit durch ein PTFE-Rohr. Das ummantelnde Stahlgewebe dient nur dem Schutz des PTFE-Rohrs. Die zuweilen zusätzlich vorhandene Kunststoffummantelung schützt einerseits das Stahlgewebe vor Wasser und Dreck andererseits Lackteile vor dem scheuernden Stahlgewebe.

Gummi altert, wird steif und porös. Speziell die äusserste Schicht wird durch UV-Strahlung und Ozon angegriffen.
PTFE ist gegen solche Einflüsse quasi immun, nimmt aber zu enge Biegeradien sehr übel.

Praktisch alle Fahrzeughersteller empfehlen die Bremsschläuche nach einigen Jahren vorbeugend auszutauschen. Tatsächlich durchgeführt wird diese Massnahme eher selten.

Defekt

Bolzen
Bolzen

Abgesehen davon, dass der TÜV gelegentlich „Rissbildung“ entdeckt ist ein „Aneurysma“ ein typischer Defekt bei älteren Leitungen.
Gesehen habe ich es bisher ausschliesslich bei Gummischläuchen, immer knapp vor einem angepressten Anschlussfitting.
Meine Vermutung ist: Beim Verpressen des Fittings werden die einzelnen Schichten des Schlauchs gequetscht. Dort wo die Tülle im Schlauch endet wird der innere Schlauch in den freien Durchgang gepresst und es entsteht eine „Stufe“ (ist vollkommen übertrieben gezeichnet!). Der bei jedem Bremsvorgang erzeugte Druck „bewegt“ diese „Stufe“ und es entsteht auf Dauer eine Schwachstelle durch die etwas Bremsflüssigkeit in das Gewebe entweichen kann. Innerhalb der Presshülse tut sich natürlich nichts aber direkt dahinter wird der schadhafte Schlauch aufgeweitet.

Den Verdacht es könnte daran liegen, dass man bei irgendwelchen Reparaturarbeiten den abgeschraubten Bremssattel einfach an seiner Bremsleitung "baumeln" lässt, teile ich nicht. Das soll nicht heissen dass man die Dinger baumeln lassen soll (!!!), doch bisher habe ich die Fehler immer nur an Bremsleitungen bemerkt die deutlich über 8 Jahre alt (empfohlenes Wechselintervall) waren.

Bolzen


Das Risiko dass der Schlauch tatsächlich platzt schätze ich als relativ gering ein weil die Bremswirkung zunehmend schlechter wird und man nach der Ursache suchen wird. Nur beim I-ABSG1 bemerkt man es nicht so schnell da dort durch den Druck in der Steuerleitung lediglich der Druck der Arbeitsleitung bestimmt wird und die Pumpe eben fördert bis der Arbeitsdruck erreicht ist.
Nicht grundlos gibt es beim Kundendienst den Punkt „Sichtprüfung der Bremsleitungen“.

Auf dem Bild sieht man, dass der innere Schlauch "unsichtbar" und kein freier Durchlass zu erkennen ist. Wenn der innere Schlauch porös ist oder, nach meiner Meinung wahrscheinlicher, einen kleinen Riss hat, wird Bremsflüssigkeit in das Gewebe gedrückt. Auch wenn der Druck im gesamten System gleich ist wird der innere Schlauch zusammengedrückt weil die druckbeaufschlagte, wirksame Fläche von "aussen" grösser ist als von "innen" und somit von "aussen" eine grössere Kraft wirkt.

Danke an „Flagg“ aus dem PB-Forum für die Bilder der aufgeschnittenen Gummischläuche.