Sulfatierung ist ein chemischer Vorgang bei Bleibatterien.
Er ist vollkommen normal und Teil der notwendigen Abläufe in "üblichen" KFZ-Akkus.
Beim normalen Entladevorgang findet immer eine Sulfatierung (PbSO4) statt, denn das ist schlicht und ergreifend die Art und Weise, wie ein Bleiakku funktioniert. Während des Ladens wird es normalerweise wieder elektrochemisch zerlegt und kann keinen Schaden anrichten.
Das Schlagwort Sulfatierung, das Anbietervon Ladegeräten gern als Schreckgespenst und Synonym für einen frühen "Batterietod" verwenden, ist also völlig falsch gewählt, denn ohne Sulfatierung gibt's keinen Strom.
Bei der Selbstentladung einer nicht benutzten Batterie erfolgt der gleiche Vorgang, nur können sich hierbei, durch den ganz langsamen Vorgang grosse grobkörnigere Kristalle auszubilden, die als weißer Niederschlag auf den Platten zu erkennen sind.
Richtig ist, dass die Bildung von relativ großen Bleisulfatkristallen einhergeht mit einer Kapazitätsverminderung. Doch an diese kommt man, platt gesprochen, elektrisch nicht mehr heran, weil sie elektrischen Strom nur sehr schlecht leiten. Man kann sie daher weder mit speziellen Lade- oder Entladeverfahren noch durch chemische Zusätze beseitigen.
Einerseits verringern diese grossen Bleisulfat-Kristalle die aktive Oberfläche der Elektroden, führen so zu einer schlechteren Reaktionsfähigkeit und die Batterie kann so keine Ladung mehr aufnehmen, andererseits können sie durch Erschütterungen von den Elektroden abfallen und am Boden der Zelle eine Schlammschicht bilden. Wenn diese so hoch wird, dass sie beide Elektroden berührt, löst sie einen Kurzschluss (Plattenschluss) aus und zerstört die Akkuzelle .
Historische Akkus ließen sich zur Entnahme des Schlamms demontieren, bei neueren Bleiakkus dagegen ist das i.d.R. nicht mehr möglich.
In VRLA-Akkumulatoren (Gel- / AGM) verhindert der festgelegte / gebunden Elektrolyt das Herunterfallen der Kristalle, die Rüttelfestigkeit nimmt dadurch zu.
Die Hersteller einiger elektronisch gesteuerter Ladegeräte oder Zusatzschaltungen geben an, Bleiakkus zu entsulfatisieren, indem wiederholt kurze, stärkere Ströme erzeugt werden, die die Sulfatkristalle zerstören und damit die Kapazität des Akkus wiederherstellen sollen. Die Funktion ist jedoch fragwürdig, da die "Entsulfatisierung" durch (teils starke) Stromimpulse verschiedenster Frequenzen und Signalformen zur Regeneration sulfatierter Bleiakkumulatoren bisher noch nicht unabhängig nachgewiesen wurde.
Um grosse Sulfatkristalle vielleicht(!) zu knacken, müsste der Akkumulator zumindest längere Zeit mit weit grösseren Strömen beaufschlagt werden als sie handelsübliche Ladegeräte abgeben können. Doch auch damit ist nicht zuverlässig nachgewiesen, dass die grossen Kristalle dann geknackt werden (und nebenbei, sozusagen als Kollateralschaden, mit dem hohen Strom die Elektrodengitter zerstört werden).
Bei Zwölf-Volt-Akkus sollten bis zu 30 Volt angelegt werden. Etwa 30 bis 40 Stunden soll diese Spannung bei minimalem Ladestrom anliegen, danach der Strom für einige Zeit freigegeben werden. Unbedingt notwendig ist es, dabei die Temperatur IN der Batterie zu überwachen. Danach kann ganz normal weitergeladen werden.
Das funktioniert nicht weil eine Strombegrenzung unmöglich ist ohne die Spannung zu reduzieren!
Eine hochohmige (="sulfatierte") Batterie erkennt man angeblich daran, dass sie beim Laden sehr schnell „voll“ ist (also keinen Strom mehr annimmt), die Spannung aber sofort, auch bei Entnahme kleiner Ströme, wieder zusammenbricht.
Das stimmt nicht. Daran erkennt man eine Batterie deren IST-Kapazität weit unter ihre Nennkapazität abgesunken ist, nicht aber die Ursache!
Ist die Starterbatterie dagegen noch in Ordnung, sollte sie auch problemlos und ohne dass dabei die Spannung zu stark einbricht für ein paar Sekunden das ungefähr Dreifache ihrer Nennkapazität/1h an Strom liefern können.
Einige Hersteller elektronischer Ladegeräte behaupten diese würden die Sulfatierung selbst erkennen und ihr Ladeprogramm entsprechendsteuern. Vorsichtshalber kommt dann die Einschränkung, dass sich eine derart beschädigte Batterie nicht immer retten lässt.
Folgerung:
Eine normal verwendete, voll geladene Batterie sulfatiert nicht blitzartig sondern nur dann wenn sie "ewig" steht und sich dabei langsam entlädt. Daher gilt nach wie vor die uralte Regel Batterien möglichst voll geladen "einzulagern".
Hersteller behaupten mal Irgendwas, schränken diese Behauptung jedoch vorsichtshalber gleich wieder ein und sind dann an dem Punkt wo eine solche Behauptung unter "Werbung" eingeordnet werden kann.
Bei einer Standzeit von ca. 6..8 Wochen ist der Einfluss minimal (deshalb alle 6 Wochen ein paar Stunden laden). Deshalb lieber mal "2 Handgriffe" investieren anstatt ein teueres Ladegerät zu kaufen mit dem "trotz Allem" und "zu unserem Bedauern" die Batterie dennoch verreckte.
Ein Einsatz eines korrekten Erhaltungsladegeräts (13,7 V Dauerspannung ohne sinnlose/schädliche Schaltfunktionen) erhält die Ladung ohne dass dabei nennenswerter Strom fliesst. Folglich sulfatiert eine derart geschützte Batterie nicht. Wozu also eine "Entsulfatierungsfunktion" (ohne Temperaturüberwachung) wenn diese ohnehin nur "nicht immer" funktioniert?
Passende Netzgeräte gibt es (für's gleiche Geld wie ein "Superladegerät") z.B. bei CONRAD oder REICHELT und man kann sie u.A. "als "Antrieb" für einen Styroporschneider verwenden. Wer unbedingt Anzeigen braucht kauft sich zusätzlich ein Messgerät für 5 EUR und kann auch dieses dann anderweitig nutzen. "Voll" ist eine Batterie dann, wenn kein Strom mehr fliesst.
Zieht ein Fahrzeug auch bei ausgeschalteter Zündung Strom (kann man mit dem 5 EUR Messgerät feststellen!), dann ist es sinnvoll zumindest den Minuspol der Batterie abzuklemmen. Verursacher sind z.B. die Uhr oder ein vergessener USB"Adapter".
Batterien mögen für den Winterschlaf weder eiskalte Garagen noch brodelnde Wohnzimmer. Keller sind normaler Weise die erste Wahl. Dabei ist es egal ob sie an einem Ladegerät hängen!
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